Lesen Sie hier den Artikel von tagesschau.de vom 28.10.2025:
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Von häuslicher Gewalt sind vor allem Frauen betroffen, aber auch immer mehr Männer suchen Schutzeinrichtungen auf. Das geht aus einer neuen Statistik hervor. Das Problem: Die Plätze in Einrichtungen für Männer sind rar.
Immer mehr Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, suchen Hilfe. Das zeigt die Nutzungsstatistik für Männerschutzeinrichtungen für das Jahr 2024, die die Bundesfach- und Koordinationsstelle Männergewaltschutz (BFKM) in Berlin vorgestellt hat.
2024 meldeten sich demnach 751 Männer bei einer Gewaltschutzeinrichtung. Das sind rund 41 Prozent mehr als noch im Jahr 2023 mit 533 Hilfesuchenden.
Nur wenige Plätze in Gewaltschutzeinrichtungen
Nur 126 der 751 Schutz suchenden Männer fanden den Angaben zufolge Platz in einer Einrichtung. 256 Schutzsuchende mussten wegen Platzmangels abgelehnt werden. 134 nutzten ausschließlich das Beratungsangebot. Die übrigen Männer konnten oder wollten nach der ersten Kontaktaufnahme keine weiteren Angebote nutzen.
Die Mehrheit der 126 Männer gab an, mehr als eine Gewaltform erlebt zu haben. Ein Großteil (rund 88 Prozent) haben eigenen Angaben zufolge psychische Gewalt erlebt. Rund 71 Prozent berichten von körperlicher Gewalt. Die Mehrheit der Betroffen hat den Angaben nach mehr als eine Gewaltform erlebt.
Viele Fälle von Partnerschaftsgewalt
Von den Täterinnen und Tätern waren der Statistik zufolge 66 Prozent weiblich und 24 Prozent männlich. In rund sieben Prozent der Fälle waren mehrere Personen verschiedener Geschlechter für die Taten verantwortlich.
Ging die Gewalt von Frauen aus, so geschah dies in 89 Prozent der Fälle in bestehenden oder ehemaligen Partnerschaften. Etwas mehr als 18 Prozent der Bewohner gaben an, dass sie Gewalt in einer homosexuellen (Ex-)Partnerschaft erlebt hätten. Insgesamt habe es sich bei knapp 70 Prozent der Fälle um Partnerschaftsgewalt gehandelt, bei knapp 29 Prozent um Gewalt innerhalb der Familie.
Die Männerschutzeinrichtungen sind BFKM grundsätzlich auf Aufenthalte von bis zu drei Monaten ausgelegt. Etwa 46 Prozent der Bewohner konnte innerhalb der regulären Aufenthaltszeit eine neue Lebensperspektive entwickeln. Mehr als ein Drittel der Bewohner benötigte einen längeren Aufenthalt. Die Betroffenen hätten im Mittelwert zwei Jahre in einer gewalttätigen Beziehung gelebt, bevor sie Hilfe suchten.
Nur fünf Bundesländer haben Schutzeinrichtungen für Männer
In die Statistik flossen die Daten von 14 Einrichtungen mit insgesamt 48 Plätzen mit ein. Insgesamt gab es im Jahr 2024 deutschlandweit zwölf Einrichtungen mit 44 Plätzen speziell für Männer und drei geschlechtsunabhängige Einrichtungen mit fünf Plätzen. Zum Teil können Kinder mitgebracht werden.
Sie liegen in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, vor allem in Großstädten. Dieses Jahr sind zwei neue Einrichtungen in Hamburg und Hannover hinzugekommen, die bisher nicht mit in die Statistik eingehen. Das Angebot reiche nicht, kritisierte die BFKM.
Laut Zahlen des Bundeskriminalamts waren insgesamt 265.942 Menschen im vergangenen Jahr offiziell von häuslicher Gewalt betroffen. Statistisch gesehen wird alle zwei Minuten ein Mensch von seinem Partner, Ex-Partner oder einem Familienangehörigen misshandelt. Etwa 73 Prozent der Opfer waren Frauen.